Da war doch was? Achso Halle wird die schlechteste Fahrradstadt Deutschlands.

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ADFC Klimatest 2016
Ergebnisse des ADFC Klimatests 2016 für Städte mit mehr als 10 000 Einwohnern.
ADFC-FKT_2016_Ergebnistabelle_Stadtgroes
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Mittlerweile ist es schon ein Weilchen her und sicherlich bei einigen schon in Vergessenheit geraten oder bewusst verdrängt. Aber am 19. Mai 2017 wurden die Ergebnisse des vom ADFC durchgeführten Fahrradklimatests 2016 veröffentlicht. Diese Umfrage wird vom ADFC alle 2 Jahre durchgeführt und gibt die Zufriedenheit von Radfahrern*innen in deutschen Städten wieder. Halle ist dabei in der Klasse von Großstädten mit mehr als 200 000 Einwohner*innen gelistet. Ein Statement von Seiten der Stadt zu den unterirdischen Ergebnissen gab es leider nicht. Zeit für ein kurze Zusammenfassung...
 
Die Ergebnisse für Halle sind wie bereits in den Vorjahren mal wieder erschreckend. Nachdem Halle im Jahr 2012 den Platz 27 (von 38) ergattert konnte, hat sich Halle 2014 mit Platz 33 (von 39) und 2016 mit Platz 35 (von 39) kontinuierlich nach unten gearbeitet. Was sind jedoch die Ursachen für diese Entwicklungen?
 
Gründe sind sicherlich in der verfehlten Verkehrspolitik der Stadt seit den 60er Jahren zu suchen. Die Stadt zeigt sich mit infrastrukturellen Maßnahmen für Radfahrer*innen eher verhalten. Während andere Städte sich neuen Mobilitätskonzepten annehmen und auf nachhaltige Verkehrspolitik setzen, baut Halle Straßen und Parkplätze für Autos. Fahrradwege verkommen oder werden wie jener in der Bernburger-Straße wegrationalisiert. Bei der Planung neuer Verkehrsanlagen wird der Radverkehr schlicht missachtet. Selten wird sich dann mal doch an die Radfahrenden erinnert und dann gönnerhaft ein Hindernisparcours wie in der Kröllwitzer-Straße oder am neuen Steintor errichtet. In Zukunft wird Halle im bundesweiten Vergleich weiterhin als schlechtes Beispiel vorangehen. Das stört aber niemanden, da Radfahrende mit einen Verkehrsanteil von 11% eine Minderheit in Halle sind.
 
Die benannte Provinzstadt müsste jedoch kein Negativbeispiel sein. Erfolgreiche Verkehrskonzepte sind in Großstädten bereits vor Jahrzehnten entwickelt, getestet und umgesetzt worden (siehe Amsterdam und Kopenhagen). Diese Städte spielen zugegebenermaßen in einer anderen Liga, aber auch ein verschwommener Blick innerhalb der Bundesgrenzen zeigt, dass es mit Städten wie Münster oder Freiburg im Breisgau durchaus Vorbilder in einer ähnlichen Gewichtsklasse gibt. Die sachsen-anhaltinische Lokalpolitik hängt mit einem autofixierten Denken leider jedoch um Jahre zurück. Die Ausgangssituation in der Saalestadt ist für Radfahrer*innen eigentlich günstig. Das enge, dicht verzweigte Straßennetz macht die Autonutzung in der Innenstadt unattraktiv und unökonomisch. Ebenso sind Verkehrswege durch die topographische Kompaktheit relativ kurz, was das Fahrrad und den ÖPNV im Vergleich attraktiver erscheinen lässt. Genau dies waren auch zwei der drei Punkte, die beim Fahrradklimatest 2016 in Halle als positiv bewertet wurden. Das Potential wird nur leider nicht erkannt oder missachtet. Fahrradfahren ist unter den aktuellen Bedingungen in Halle eine Extremsportart. Wer sich mit offenen Augen durch die Stadt bewegt, muss schnell einsehen, warum viele Menschen Angst haben das Fahrrad im täglichen Straßenverkehr zu benutzen. Solange die Politik die Stadt weiter mit Autostraßen verbaut, werden wir für unsere Rechte und unseren Platz im Straßenverkehr kämpfen!

 

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